Es ist das normalste der Welt: eine Frau hat von der Pubertät bis zu den Wechseljahren einmal im Monat ihre Periode.
Und doch ist diese einfache Tatsache für viele Frauen mit viel verbunden. Noch mehr: der Umgang mit Damenhygiene hat gerade in armen Ländern entscheidenden Einfluss auf Diskriminierung, Armut, Kriminalität und Umweltschutz!
Wie? Das durfte ich in Uganda miterleben, als ich unser Projekt besuchte, einige Frauen interviewte und dann mit ihnen ein paar Schulen besuchte. Aber eins nach dem anderen:
1. Hanifa
Hanifa ist die Co-Leiterin unserer Seifenwerkstatt. Ich lernte sie kennen als eine Frau mittleren Alters, mit sanfter Stimme, einer gastfreundlichen Art und Mut zum Anpacken. Ihre Geschichte ist durchaus repräsentativ für viele der Frauen, mit denen sie heute arbeitet: Sie wuchs in einer armen Familie mit sehr vielen Geschwistern auf und ihre Eltern konnten ihr die Schulgebühren kaum bezahlen. Sie versuchte sich als Maisverkäuferin über Wasser zu halten, aber es klappte nicht. Also wurde sie 16 zwangsverheiratet – Ihre Eltern sahen keine andere Möglichkeit, Essen und Unterhalt für sie zu sichern. Aber der Mann ließ sie bald mit einem Kind sitzen, und so zog sie in die Slums von Kampala, um dort ihr Überleben zu versuchen…
Warum erzähle ich euch ihre Story? Weil diese Geschichte wahrscheinlich sehr anders verlaufen wäre, wenn Hanifa Zugang zu Damenbinden gehabt hätte: Wenn arme Familien nicht einmal Geld fürs Essen haben, sind Damenbinden völlig außer Reichweite. So bleiben Mädchen ab der Pubertät 3-5 Tage im Monat zu Hause, um ihre Periode buchstäblich auszusitzen. Sie verpassen den Unterricht, während ihre männlichen Mitschüler weiterkommen. Solche Mädchen werden entweder wie Hanifa früh verheiratet, oder sie können Opfer von Missbrauch werden: ein Lehrer oder Nachbar bietet z.B. an, ein paar Binden zu besorgen – wenn das Mädchen mit ihm die Nacht verbringt… so oder so gehen Mädchen durch mangelnde Damenhygiene Mittel mehrere Jahre Schulbildung verloren, und sie riskieren Missbrauch, Zwangsehe oder frühe Schwangerschaft. Und wenn sie mit solchen Mängeln aufwachsen, haben sie weniger Einkommen oder soziale Kapazität, um ihre Kinder später zu versorgen. So sind diese Frauen noch mehr Diskriminierung ausgesetzt, ihren Kindern gehen wertvolle Bildungschancen verloren, und der Kreislauf der Armut geht weiter.
2. einmal oder mehrmals?
Diese Missstände sind für Menschen aus reicheren Verhältnissen wahrscheinlich kaum vorstellbar. Aber was soll man dagegen machen?
Damenbinden und Tampons spenden kommt vielleicht in den Sinn. Aber das ist auf Dauer erstens teuer, und verursacht zweitens sehr viel Hygiene-Müll. In Ländern, wo es keine Müllabfuhr gibt, keine gute Lösung für Umwelt oder Menschen!
Daher sind wiederverwendbare Lösungen besser, die von den Leuten vor Ort akzeptiert sind und herstellbar sind. In Uganda lernen unsere Auszubildenden z.B. Nähen, also können sie waschbare Damenbinden herstellen. Sie nähen die Binden, als Teil ihrer Ausbildung und potenzielle Einkommensquelle. Das gibt ihnen Hoffnung, für ihre Familien eine andere Richtung einzuschlagen als ihre Umgebung. Und dann gehen wir einen Schritt weiter, indem wir unsere Leute befähigen, ihrer Umgebung zu helfen:
3. Sprengkraft einer Damenbinde
Hanifa und die anderen Frauen im Projekt haben die letzten paar Tage fleißig genäht und Seife gemacht. Sie haben Hygiene-Sets zusammengestellt, für Schulmädchen und Lehrerinnen in armen ländlichen Regionen. Darin enthalten: 6 Binden und ein Stück Seife zur Reinigung. So halten die Binden bis zu 3 Jahre! Mehrere hundert Sets wurden gesammelt, und in mehreren Wäschekörben gestapelt zum Auto getragen.
Ich, ein paar andere Reisende aus dem Ausland und ein paar Frauen aus dem Projekt stiegen ins Auto. Wir fuhren morgens los. Zuerst waren wir in engen Slums mit unzähligen Menschen. Dann fhuren wir über staubig-ungeteerte Straßen und Schlaglöcher raus an Industriegebieten vorbei, dann an den kleinen Geschäften und Imbissbuden am Stadtrand vorbei, dann an Feldern, Plantagen und Termitenhügeln vorbei. Irgendwann kamen wir an der ersten Schule an, wo wir schon gespannt erwartet wurden. Wir grüßten zunächst alle Schüler, dann gingen die Jungs draußen Fußball spielen, während wir den Mädels die Binden gaben und die Anwendung erklärten. Für manche dieser Mädchen war das ihre erste Aufklärung zu Menstruation und Frauenhygiene überhaupt. Sowohl sie als auch die Lehrerinnen waren sehr dankbar, ein paar Binden zu erhalten: Sie hielten damit 3 Jahre Schulzugang und eine potenziell ganz andere Zukunft in ihren Händen! In den 2 anderen Schulen waren die Reaktionen ähnlich enthusiastisch. Unsere Auszubildenden mögen selbst nicht die Schule abgeschlossen haben. Aber sie waren sehr stolz, mit einer ihrer Fähigkeiten anderen Mädchen Mittel zu geben, es weiter zu bringen. Ich habe zwar beim Austeilen geholfen, aber im Grunde taten die lokalen Leute die ganze Arbeit, und ich war v.a. dazu da, um sie zu würdigen, indem ich von ihrer Arbeit berichte. Ich bin dankbar, diese Arbeit live miterlebt zu haben und glaube, dass die heute besuchten 500-600 Mädchen wegen den verschenkten Binden ein anderes Leben leben werden!